Verantwortung für Lieferkette: Deutsche Großunternehmen spüren steigende Erwartungen

► Befragung: Großunternehmen registrieren gestiegene Nachfrage nach Informationen über ihre Lieferanten
► Einstellung der Unternehmen zur CSR-Berichtspflicht gewandelt: Von Ablehnung zu Befürwortung
► 23. September 2016: IÖW und future stellen Ergebnisse des Rankings der Nachhaltigkeitsberichte in Berlin vor


Berlin, 1. September 2016
– Skandale in Zulieferbetrieben großer Konzerne etwa aus der Textil- oder der Elektronikindustrie haben zu einer steigenden Kritik an der Intransparenz globaler Lieferketten geführt, die auch deutsche Unternehmen zu spüren bekommen: In einer Befragung der größten deutschen Unternehmen gaben über 70 Prozent der Antwortenden an, dass sie eine vermehrte Nachfrage dazu wahrnehmen, wie sie Verantwortung für ihre Lieferkette übernehmen und mit Risiken aufseiten ihrer Lieferanten umgehen. An der Befragung „Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Praxis“ des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Unternehmensvereinigung „future – verantwortung unternehmen“ haben sich 63 der größten deutschen Unternehmen beteiligt.

„Die Lieferketten von Unternehmen spannen sich um den gesamten Globus. Über die Auswahl ihrer Lieferanten sind deutsche Unternehmen mitverantwortlich für die Arbeitsbedingungen und Umweltstandards an anderen Orten in der Welt. Nachhaltiges Wirtschaften endet nicht am eigenen Werkstor, sondern reicht weit darüber hinaus“, kommentierte IÖW-Wissenschaftler Gerd Scholl die Befragungsergebnisse. Auf ein weiteres Ergebnis wies IÖW-Geschäftsführer Thomas Korbun hin: „Gut drei Viertel der antwortenden Unternehmen – überwiegend selbst CSR-Berichterstatter – befürworten, dass es nach EU-Recht ab dem Jahr 2017 für Großunternehmen verpflichtend wird, Rechenschaft über ihren Umgang mit Menschenrechts-, Arbeits-, Sozial- und Umweltbelangen abzulegen – auch entlang der Lieferketten.“ Die berichterstattenden Unternehmen haben dies bislang auf freiwilliger Basis getan und sahen die Berichtspflicht in der Vergangenheit auch eher kritisch. 

Die Unternehmensbefragung ist Teil des Rankings der Nachhaltigkeitsberichte von IÖW und future, in dem auf Basis umfangreicher Qualitätskriterien Berichte von Großunternehmen sowie kleinen und mittleren Unternehmen bewertet werden. „In vielen Unternehmen sind Nachhaltigkeitsberichte längst zum selbstverständlichen Bestandteil der Unternehmenskommunikation geworden“, so Udo Westermann von future. „In unserem Benchmarking unternehmerischer Nachhaltigkeitsberichterstattung waren noch nie so viele Unternehmen vertreten wie in diesem Jahr. Aber es gibt weiterhin Leerstellen: Von den 150 größten deutschen Unternehmen veröffentlicht bislang etwa jedes zweite Unternehmen noch keinen eigenen Nachhaltigkeitsbericht.“

Mit dem Ranking der Nachhaltigkeitsberichte verfolgen das IÖW und future das Ziel, auf eine Verbesserung der Qualität und Transparenz der Berichterstattung hinzuwirken. Welche deutschen Unternehmen am besten über Nachhaltigkeit berichten und in welchen Bereichen noch Defizite bestehen, wird am 23. September 2016 auf der Konferenz „CSR-Reporting vor der Berichtspflicht“ im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) in Berlin bekanntgegeben.

Mehr Informationen: www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Redaktionelle Informationen

Ergebnisse der Unternehmensbefragung im Ranking der Nachhaltigkeitsberichte
www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de/publikationen.html

Mehr zur Konferenz „CSR-Reporting vor der Berichtspflicht“ am 23. September 2016 in Berlin
www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de/veranstaltungen/konferenz

Pressegrafik
Download (0,8 MB) unter:
http://www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de/data/ranking/user_upload/2015/Ranking_CSR_Berichtspflicht_Pressegrafik.jpg

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Über das Ranking
Das Ranking der Nachhaltigkeitsberichte von IÖW und future bewertet und prägt seit 1994 die Berichterstattung deutscher Unternehmen über ihre sozialen und ökologischen Herausforderungen und Aktivitäten. Es ist eine der weltweit ersten kriteriengestützten Bewertungen von Berichten, in denen Unternehmen auf freiwilliger Basis ihre ökologischen und sozialen Aktivitäten und Leistungen darstellen. Das Ranking der Nachhaltigkeitsberichte arbeitet unabhängig und wird mit Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales durchgeführt. Derzeit findet das Ranking zum neunten Mal statt. Sieger im letzten Ranking (2011) in der Kategorie „Großunternehmen“ waren BMW, Siemens und BASF, bei den KMU-Berichten standen Neumarkter Lammsbräu, Memo und die Bremer Straßenbahn AG auf dem Treppchen.
www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++  

Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiten Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche Grundförderung.
www.ioew.de

future e. V. – verantwortung unternehmen ist eine Initiative nachhaltig wirtschaftender Unternehmen, die das Ziel verfolgt, nachhaltige und zukunftsfähige Strukturen auszubauen und unternehmerisches Denken mit den Anforderungen nachhaltigen Wirtschaftens zu vereinen.
www.future-ev.de

Kontakt

Fachliche Ansprechpersonen
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Dr. Gerd Scholl
Tel.: 030/884594-20
gerd.scholl@ioew.de

future e.V. – verantwortung unternehmen
Dr. Udo Westermann
Tel.: 0251/9731634
udo.westermann@future-ev.de

Pressekontakt
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Richard Harnisch
Tel.: 030/884594-16
richard.harnisch@ioew.de 

Pressegrafik